Das schwarze Gold Äthiopiens, Kaffee

Das leuchtende Grün der sonnendurchfluteten Blätter der Urwaldriesen, das silbrig glänzende Grün der Farnpflanzen, das bescheidenere Grün des an den Stämmen wachsenden Mooses – Tesfa Girma kann die unzähligen Schattierungen der Farbe genau unterscheiden. Doch der 58-Jährige ist nicht wegen des Grüns, er ist wegen der einzelnen roten Punkte hier, die dazwischen hervorschimmern. Es sind die Kirschen des Kaffees, der in Bonga, im Kafa-Regenwald im Südwesten Äthiopiens wächst.

 

Der Projektpartner von Ecopia Tours, welche mit 11 000 äthiopischen  Biobauern zusammenarbeitet und natürliche Produkte produziert, bewirtschaftet eine Fläche von rund 500 Hektar. Bis zu 3300 Kaffeepflanzen gedeihen auf einem Hektar und werden von zeitweise 220 Angestellten gepflückt und verarbeitet.

 

Mit dieser Zusammenarbeit trägt Ecopia dazu bei einen der letzten Bergnebelwälder des Landes zu schützen. Denn der Kaffee ist für die Bauern Anreiz, die Urwaldriesen, die den Kaffeesträuchern Schatten spenden, nicht abzuholzen – und so einen Trend zu stoppen. Ende der 1960er Jahre waren noch 40 Prozent von Äthiopiens Landesfläche von dichtem Wald bewachsen. Inzwischen ist dessen Anteil auf 2,7 Prozent geschrumpft.  „Wir können Mensch und Natur auf Dauer nur helfen, wenn wir ökonomische und ökologische Interessen auch in den Erzeugerländern unter einen Hut bringen“, sagt Ecopia-Gründerin Dr. M. Kifleyesus-Matschie.

 

 

 

Für den Kaffeanbau im ehemaligen Königreich Kaffa hat Tesfa Girma Samen von der Universität der Region erhalten. Deren Forscher haben in Bodenanalysen getestet, welche Sorten sich am besten eignen. Inzwischen erntet Girma nicht nur Waldkaffee, sondern auch wilden Kaffee. Auf dieses Weise tragen er und sein Partner Ecopia dazu bei, eine nachhaltige regionale Entwicklung für die Menschen in Gang zu setzen und gleichzeitig die letzten Bergregenwälder Äthiopiens schützen.

 

 

 

Mehr noch: Der Ecopia-Projektpartner sorgt sich auch um die Mitglieder seiner Gemeinde und hat die nahe Schule so tatkräftig unterstützt, dass sich die Zahl der Schüler innerhalb von wenigen Monaten vervielfacht hat.

 

 

 

Auch bei einem weiteren Ecopia-Partner  - der Tulla Coffe Plantation von Deshab Mesfin in der Kaffa Region - können wir uns vom hervorragenden Geschmack des Waldkaffees überzeugen. Die 52-jährige General Managerin führt uns in den Wald, in dem die Farben der Schling- und Aufsetzerpflanzen besonders intensiv leuchten, als nach dem Regen ein paar Sonnenstrahlen durch das hohe Dach der Baumkronen dringen. Sirenenhaft sirren die Zikaden. Es riecht nach feuchtem Lehm. Da raschelt plötzlich das Blattwerk: Ein scheuer Mantelaffe schwingt sich von Wipfel zu Wipfel und lässt seinen Umhang aus weißen Haaren fliegen. Neugierig beäugt er von oben herab die Eindringlinge, die einen kleinen Fluss durchqueren – auf dem Weg zu einem der sieben Kaffee-Parzellen, in denen sie jeweils eine andere Sorte angepflanzt hat.

 

Ganz in der Nähe der Tulla Coffee Plantation befindet sich der Ort, in dem der teuerste Kaffee der Welt bis heute wild wächst: er trägt den japanisch klingenden Namen „Geisha“ und stammt aus der Gegend rund um den Berg Geisha in Äthiopien, dem Mutterland des Kaffees.

 

Zqar hat keiner von uns jemals diesen Geisha-Kaffe getrunken, doch nach der Kaffee-Zeremonie sind wir uns alle einig, dass er nicht besser schmecken kann, als Mesfins Kaffee, der uns bei einer Kaffeezeremonie kredenzt wird; die reine Frauensache – und auch ein wichtiges Zeichen der Gastfreundschaft ist.

 

Rohstoff für unsere Kaffeezeremonie sind einige Handvoll Kaffeebohnen von den insgesamt 7000 Tonnen, die Deshab Mesfin nach Deutschland und Australien exportiert. Die grünen, von ihrer roten Schale befreiten Rohkaffeebohnen wurden zunächst in Wasser gewaschen und dann mit den bloßen Händen trocken gerieben. Die so gesäuberten Bohnen waren in einer gewölbten Blechschale aufbewahrt aus der sie nun auf eine Schale gelegt werden. Diese Pfanne, die dem Rösten dient, wird auf den Blechofen voll glühender Holzkohle gestellt, vor dem eine Angestellte auf einem Holzhocker sitzt. Um sich herum hat sie auf dem Boden frische Gräser ausgebreitet. Sie symbolisieren die Verbundenheit der Bewohner mit der Natur. Und den Wunsch, dass es immer grün bleibt.

 

 

 

Mit einem kleinen Strohfächer wird den Flammen im kleinen Ofen Luft zugewedelt. Die grünen Kaffeebohnen werden nun mittels eines Eisenhakens so lange auf der heißen Blechunterlage hin- und hergeschoben, bis sie den richtigen dunklen Farbton erreicht haben.

 

Es verbreitet sich ein köstlicher Duft und alle sind schon gespannt auf den ersten Schluck. Doch es ist Geduld gefragt. Nachdem der Röstvorgang abgeschlossen ist, wird die Schale mit den heißen Kaffeebohnen von der Gastgeberin Deshab Mesfin in die Runde gereicht, damit jeder den Duft aufsaugen kann.

 

Anschließend gibt die Angestellte die heißen Kaffeebohnen in einen Holzmörser und beginnt, sie mit einem Stößel rhythmisch zu feinem Kaffeepulver zu zerstoßen. Gleichzeitig wird auf dem Ofen das Wasser in einer Jebanna, der äthiopischen Kaffeekanne, aufgekocht. Die Jebanna ist ein bauchiges Tongefäß mit einem schmalen, hochgezogenen, oben offenen Hals und einem langen Schnabel. Sobald das Wasser kocht, wird das Kaffeepulver mit einem Löffel in der Öffnung des Kannenhalses gegeben.

 

Nun wird der erste Kaffee ein- bis dreimal aufgekocht, solange bis der Sud die richtige Stärke hat. Und dann folgt noch etwas Besonders: Immer wieder werden einige Stückchen der glühenden Holzkohle auf ein krugartiges offenes Tongefäß gelegt und darauf wiederum ein paar kleine Brocken Weihrauch. Der Effekt ist schier unbeschreiblich. Es entwickelt sich ein unvergleichliche Duft und ein Aroma aus geröstetem Kaffee, Holzkohle und Weihrauch umschmeichelt unsere Sinne.

 

Und dann gibt es noch ein Extra-sinnliches Erlebnis: In den Kaffee wird ein Stückchen Butter mitgekocht.

 

Nun wäscht die Angestellte die auf einem Holztablett bereitstehenden, kleinen, henkellosen Mokkatässchen noch einmal mit heißem Wasser aus – und und gibt eine gehörige Portion Zucker hinein, mindestens zwei kleine gehäufte Löffel.

 

 

 

Nun ist der Moment gekommen, in dem der Kaffee aus der Jebanna eingeschenkt wird – aber nicht irgendwie, sondern mit einer ganz besonderen Technik. Geschickt schenkt die Kaffee-Köchin das Gebräu aus einer Höhe von zwanzig bis dreißig Zentimetern – und zwar in einem Guss in die nebeneinanderstehenden Tässchen. Es gehört sich, drei Tassen zu trinken. Die erste Tasse soll Gesundheit und Genuss dienen. Während der zweiten Tasse ist die Zeit gekommen, um Konflikte und Probleme zu besprechen – die Kaffeezeremonie hat nicht nur eine sinnliche und meditative Kraft, sondern ist auch ein höchst soziales Ritual. Die dritte Tasse schließlich soll Segen bringen.

 

 

 

So hat der Kaffee eine besondere Bedeutung im Alltag und ist das wichtigste Handels- und Exportgut Äthiopiens. Ecopia hilft den Bauern und auch Sie können durch eine Reise mit Ecopia die Menschen vor Ort unterstützen.

 

 

 

 

 

 

 

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