Aufregende Tage liegen hinter mir. Den Beginn des Meskel-Festes erlebten wir auf dem Mesekl-Square in Addis. Schon Stunden bevor das große Lagerfeuer entzündet wurde, strömten die Menschen auf den Platz. Die meisten von ihnen trugen Festtagsgewänder.
Auf dem riesigen Platz versammelten sich sie Geistlichen der orthodoxen Kirche in prächtigen Gewändern, um den Tag der Auffindung des Kreuzes am 17. Meskerem und damit nur wenige Tage nach dem Äthiopischen Neujahrsfest zu feiern. Im gregorianischen Kalender entspricht das Datum dem 27. September. Hintergrund des großen Lagerfeuers, das in Äthiopien Demera heißt. Es erinnert an die Legende der heiligen Helena und der Auffindung des Christus-Kreuzes. Der Überlieferung zufolge hatte Helena, Mutter des römischen Kaisers Konstantin, eine Traum-Offenbarung. Ihr wurde aufgetragen, ins Heilige Land zu reisen. In Jerusalem soll sie ein Lagerfeuer entzünden. Der Rauch würde ihr zeigen, wo das Christus-Kreuz begraben liegt. In Jerusalem angekommen, folgte sie dem Auftrag und entzündete ein Feuer aus Weihrauch und Holz. Und tatsächlich wies ihr der Rauch den Weg zu einem heidnischen Tempel.
Bei den von Helena an dieser Stelle angeordneten Grabungsarbeiten kamen sowohl Teile des Grabes als auch das Christus-Kreuz zum Vorschein.
Während sich die Menschenmassen auf dem Meskel-Square drängten, erlebte ich die Entzündung des Meskel-Feuers in jenem Viertel von Addis, in dem Mitslals Freundin zu Hause ist. Hier wird noch echte Nachbarschaft gelebt. Die Jugend hatte einen meterhohen Turm aus Ruten aufgeschichtet, der nach Anbruch der Dunkelheit angezündet werden sollte. Jung und alt begab sich abends auf den Platz, wo aus einem Lautsprecher äthiopische Musik erschallte. Der Platz war in violettes und gelbes Licht getaucht und alle warteten gespannt auf den Beginn der Zeremonie. Speziell gebackenes Meskel-Brot wurde gereicht; köstlicher Kaffe ausgeschenkt. Nach einem Gebet entzündeten der Ältesten des Viertels den aus Ruten aufgeschichteten Ruten-Turm. Das Feuer loderte himmelwärts, Funken flogen über den Platz. Kaum war das Feuer niedergebrannt, begannen die Jugendlichen um den Gluthaufen zu tanzen, während exotische klingende Musik erschallte. Der Abend klang aus mit einem Glas selbstgebrautem Bier: Met.
Am nächsten Tag fuhren wir zum Botanische Garten Gullele am Stadtrand von Addis Abeba. Mit seiner Pflanzenvielfalt und den unterschiedlichen Versuchen zur Wiedereingliederung einheimischer Baum- und Straucharten ist er ein gelungenes Beispiel für die äthiopischen Bemühungen, ein Zeichen für angepasste und nachhaltige Waldnutzung zu setzen.
Das Hauptgebäude vereint traditionelle Materialien und moderne Architektur – und steht somit symbolisch für die Bemühungen von Ecopia Tradition und Moderne auf intelligente Weise zu verbinden.
Der heutige Tag stand im Zeichen des Ecopia-Projekts, in Yayu, eine Green Academy nach UNESCO Vorbild durchzuführen, um so zur Verbesserung der dortigen Infrastruktur und der Bildung beizutragen.
Das Projekt wurde bei der Unesco dem Ecological Scince Advisor Benno Boer vorgestellt; ebenso Vertretern des Wissenschafts-Ministeriums
Das Projekt orientiert sich an die Säulen der UNESCO Green Academy:
1. Regenwassernutzung und Speicherung
2. Wasseraufbereitung, -speicherung, -nutzung und die vollständige Eindämmung des Eindringens von pathogenem Abwasser sowie sonstigem Abwasser in natürliche sowie künstlich angelegte Ökosysteme
3. Nutzung sauberer und erneuerbarer Energien
4. Produktion von Biomasse für Essen und Brennstoff
5. Gründung von Jugendgruppen. Diese sogenannten Youth Clubs übernehmen unter anderem die Instandhaltung der vorhandenen Infrastruktur.
Ziel von “Jena in Yayu” ist es, in den ersten 2-3 Jahren des Projektes bis zu 100.000 Liter Wasserspeicherkapazität zu installieren, sowie die Installation von Grau-und Schwarzwasseraufbereitungsanlagen.
Um diese Aktivitäten durchführen zu können, ist einen Gruppe von Schülern des Carl-Zeiss-Gymnasiums in Begleitung von Lehrern nach Äthiopien gereist, um direkt vor Ort im Rahmen des Projekts zu arbeiten.
Aus dem Yayu-Biosphärenreservat übrigens bezieht Ecopia, das 2006 von Mitslal Kifleyesus Matschie gegründet wurde, Kaffee und Kreuzkümmel-Öl. Dies ist bei weitem nicht die einzige Aktivität von Ecopia.11.000 Bio-Landwirte verkaufen ihre Ernten zu fairen Preisen an die Firma Ecopia. 5000 Bauern haben unter fachkundiger Anleitung gelernt, Früchte zu verarbeiten und zu konservieren.
Während der letzten 10 Jahre produzierte, verarbeitete und vermarktete Ecopia eine Reihe von natürlichen Lebensmitteln, Kosmetikprodukten und pflanzlichen Heilmitteln – alles mit den Gemeinden der Biosphärenreservate und Nationalparks produziert. Von der Hauptstelle in Addis Abeba aus umspannt das weitläufige Ecopia-Produktionsnetz die Orte, die sich gut für Ökotourismus eignen: Aus dem Gambella-Nationalpark beziehen wir Shea-Butter-Produkte; das Lake Tana-Biosphärenreservat produziert Kosmetika aus Kaffee etc.
Da die Produktion und Manufaktur von biologischen Lebensmitteln, natürlicher Kosmetika und pflanzlichen Heilmitteln für die lokalen Gemeinden lediglich eine saisonale Einkommensquelle von sechs Monaten darstellt, kann ein mit ihren Aktivitäten und Produkten verbundener Gemeinde-basierter Ökotourismus, die jährliche Einkommensquelle der Gemeinde perfekt komplementieren. Dieser Gedanke war die Geburtsstunde der Schwesterfirma Ecopia Tours.
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